Schwangerschaft – Geburtsbericht – Teil 2

So, es geht weiter. Wie schon erwähnt, das Ende meiner Schwangerschaft kam plötzlich und, ja, irgendwie auch überraschend.

Ich hatte also die Nacht von Dienstag auf Mittwoch im Krankenhaus verbringen müssen, nachdem es mir nicht gut ging. Mein Blutdruck war hoch und meine Leberwerte auffällig. Mein Urin wurde übrigens auch gecheckt als wir ankamen, das hatte ich vergessen zu erwähnen, war aber zunächst unauffällig. Den ersten Teil des Geburtsberichtes könnt ihr hier nachlesen.

Am nächsten Morgen ging das Abenteuer weiter..

Mittwoch, 25.07.2018

Um 6 Uhr morgens wartete ich bereits hellwach auf Flo – ich war unruhig, weil ich nicht wusste, was mich heute erwartete. Wie lange kann ich meine Schwangerschaft noch ausleben? Irgendwie wollte ich trotz Wehwehchen noch nicht aufhören schwanger zu sein. Flo erlöste mich mit seiner Ankunft aus meinen Gedanken und wir liefen erstmal zum Kreißsaal.
Ich hatte übrigens weiterhin mein weiß-schwarz-gestreiftes Schwangerschaftskleid an, denn ich trug seit dem Vorabend ganz reizende Thrombose-Strümpfe und mehr Stoff bei gefühlten 45 Grad Zimmertemperatur hielt ich für absurd. Naja, sagen wir es so: Ich fand diesen gesamten Krankenhausaufenthalt irgendwie komplett absurd. Mir ging es doch gut, was sollte das jetzt?

Im Kreißsaal wurde ich wieder sehr nett empfangen und mir wurde erneut Blut abgezapft. „Gehen Sie frühstücken und dann machen wir ein CTG“- Na dann. Ich hatte Hunger aber bekam nichts runter. Na klasse. Ein halbes Brötchen würgte ich irgendwie runter. Los, zum CTG, worauf warten?

‚Du kannst bestimmt Nachhause, dir geht es gut, oder? Das mit dem Einleiten haben die gestern bestimmt nur so in den Raum geworfen! Du kannst ja auch ‚nein’ sagen!? Oder?‘, versuchte Flo die Situation etwas zu entschärfen.
Aber eigentlich hat er recht. Rein theoretisch könnte ich ‚nein‘ sagen, dachte ich ein wenig naiv.
Flo brachte mich zum CTG. ‚Bis später, melde dich!‘, verabschiedete er sich wieder. Er wollte früher Feierabend machen und wieder ins Krankenhaus kommen, falls ich nicht vorher schon Zuhause bin. Man kann ja mal träumen 😉

Es war nun circa 8.30 Uhr, ich lag beim CTG. Die Hebamme war Kroatin und ich verstand mich super mit ihr. Bis sie reinkam und sagte, ‚Ich glaube du wirst eingeleitet’ – Äh! Schon wieder dieses Wort, aber sie ist keine Ärztin, kann sie ja gar nicht genau wissen.., ich blieb optimistisch.
Da ging auf einmal die Tür auf und plötzlich stand eine Horde Ärzte neben mir. Die Chefärztin kannte ich bereits. Mir rutschte das Herz in die Hose, oder, äh, in die Thrombosestrümpfe.

Ich lag da wie ein gestrandeter Wal – mein Blutdruck wäre spätestens jetzt ins Unermessliche gestiegen. Hilfe! ‚Also Frau XY, Ihre Leberwerte sind nochmals schlechter geworden. Ihr Blutdruck ist zu hoch. Sie haben definitiv eine Schwangerschaftsgestose (ich zitiere jetzt hier so grob, sie hat das natürlich alles viel fachmännischer rübergebracht!), wir sollten nicht warten. Dem Baby geht es gut, es ist reif. Es kommt heute!‘
Stopp! Himmel-Arsch-und-Zwirn! Waaaas? Die Chefärztin klärte mich noch etwas weiter über die Erkrankung auf. Ich schaue nebenbei unsicher zu den anderen Ärzten, die nickten mir nur mitfühlend zu.

Und mir war spätestens jetzt klar, dass ich definitiv nicht einfach „nein!“ sagen konnte. Es war ernst!

Aber Moment mal. Wieso hab ich das? Was hab ich getan? Die Schwangerschaft war doch super verlaufen? Nichts. Es gibt keine Gründe – es ist quasi meist eine Laune der Natur. Es gibt nur Theorien. Der sicherste Weg aus dieser Erkrankung rauszukommen ist die Geburt. Na klasse.
„Kann ich Sie untersuchen, bevor wir einleiten?“ – Na sicher! Nur zu! „Oh! Ihr Befund ist super. Der Muttermund ist bei 3-4 cm“, sagte sie, „Das Baby wäre vermutlich sowieso früher gekommen. Rufen Sie ihren Mann an, das Baby kommt heute! Wir leiten jetzt mit Gel ein! Alles wird gut!“ – Ich schaute vermutlich wie ein Traktor, als die Horde aus dem Zimmer lief.
„Flo komm zurück!!! Baby kommt! Oh Gott! JETZT! Ja! Komm!!“.
Im nächsten Moment bekam ich schon das Gel ‚serviert‘ –  die Hebamme versuchte mich zu beruhigen, „Ich hatte auch zwei Einleitungen! Es gibt Schmerzmittel – haben Sie keine Angst, alles wird gut“ – und nun lag ich da, wartete auf Flo und bekam sekündlich dollere Unterleibschmerzen. Sind das Wehen? Ich wollte aufstehen – geht nicht. Eine Stunde liegen, damit das Gel wirken kann. Klasse! Flo war auch völlig durch den Wind. Aber wir mussten da jetzt durch. Irgendwann durfte ich dann aufstehen. Wir irrten etwas auf der Station rum, weil ich mich bewegen wollte, um mich von dem Ziehen im Unterleib abzulenken. Die Chefärztin kam uns entgegen und lächelte „Ach, der Mann ist da, prima! Alles wird gut, das Baby kommt heute Mittag! Bis später!“ – weg war sie. „Heute Mittag, die hat wohl bisschen Lachgas konsumiert! Es ist 11 Uhr!“, witzelte ich ein wenig rum.
Und da standen wir wieder vor dem Kreißsaal, was machen wir nun? Wie geht es jetzt weiter? Gehen wir raus, einen Spaziergang machen? Oder steige ich in Badewanne? Wie lang dauert das jetzt? – „Ach hier sind Sie, Sie können in den Kreißsaal rechts, der ist frei!“, leitete uns die Hebamme nun weiter. Wir folgten gehorsam.
Zunächst waren wir alleine im Raum und ich verlangte von Flo, dass er mir etwas Meditation auf dem Handy startete. Ich atmete und kreiste mein Becken. Zwei Hebammen erklärten uns, dass sie das Kind mit uns auf die Welt bringen. Fand ich beide super nett, ist genehmigt! „Wie sieht es von den Schmerzen her aus?“ – „Ich kann es noch aushalten.. Aber ich würde später nicht „Nein“ zu einer PDA sagen, glaube ich, vielleicht können wir jetzt schon mal den Papierkram machen“, schlug ich vorsichtig vor. Ich hatte keine Ahnung, was mich noch erwartete. Ich hatte von einigen Mamas in der Schwangerschaft den Rat bekommen, dass der Papierkram besser vorher schon erledigt ist, damit es im Falle des Falls schnell geht. Wer weiß wie lange das hier noch dauern würde, also sicher ist sicher.
„Die Anästhesistin ist gerade im Kreißsaal.. perfekt“ – JETZT schon? „Ist es nicht etwas früh?“ – „ich untersuche Sie mal, dann schauen wir“ – Muttermund weiterhin 3-4 cm. Na gut, das Gel war gerade mal 2,5 Stunden her. „Ich hole den Papierkram jetzt, dann können Sie den schon mal ausfüllen!“ – Cool!

Flo nahm den Papierkram an sich und las mir die Fragen vor. „Du hörst mir gar nicht zu!“ – Recht hat er. Ich schrieb noch die ein oder andere WhatsApp während ich atmete und tanzte. 😉 Ich nahm die Situation irgendwie noch nicht ganz so ernst. Ich war noch voll bei „Schwangerschaft“ und nicht „Geburt“.
„Da ist ja noch eine Tür. Ein Badezimmer. Ah!“, dachte ich. „Hier ist die Badewanne, Flo , soll ich baden? Oder duschen?“ – Während der Wehenpausen war ich noch völlig entspannt. Bis es plötzlich in mir drin krachte und mir das Wasser an den Beinen entlang lief. „FLO! ICH GLAUBE, DIE FRUCHTBLASE IST GEPLATZT!“- Dieser sprang augenblicklich auf, rannte aus dem Raum raus und kam mit beiden Hebammen wieder rein. Kurz nach 12 Uhr, Blasensprung!

„Ja, perfekt! Dann können wir die PDA ja doch gleich legen..“ – Jetzt schon? Und plötzlich erreichte mich eine gigantische Wehe, die mich völlig aus den Thrombosensocken haute…

Teil 3 folgt – Sorry, ihr wolltet es so ausführlich!