“Oh nein, ich habe meinen Stoffwechsel ruiniert”, oft gehört bzw. gelesen, aber geht das denn überhaupt? Kann man sich den Stoffwechsel “kaputt” machen?
Man könnte gerade meinen, der Stoffwechsel sei so eine Art kleiner Zwerg im Körper, der je nach Laune Kalorien verbrennt oder im schlimmsten Fall “alles was er kriegen kann, sofort einlagert”. Ganz nüchtern betrachtet ist der Stoffwechsel allerdings die Gesamtheit aller chemischen Prozesse in unserem Körper. Dazu zählen beispielsweise unser Herzschlag, die Hirnfunktion, die Temperaturregulierung, die Funktion aller anderen Organe und natürlich die Muskelbewegungen.
Ich will nicht lange um den heißen Brei herumreden: Der Stoffwechsel kann NICHT beliebig hoch- oder runtergefahren werden. Die größten Einflussfaktoren auf den Stoffwechsel sind Muskelmasse und Aktivität! Es gibt Studien, die bescheinigen, dass circa 82 % des Energiebedarfs einer Person auf deren Muskeln und Organe zurückgeführt werden kann. Während nur 10 % des Verbrauchs durch Faktoren wie Fettmasse, Schilddrüse und andere Hormone beeinflusst werden. Damit unsere Organe ihre Dienste verrichten können, benötigen sie ein gewisses Maß an Energie. Unser Körper ist ein wahres Wunderwerk und hat in Jahrtausenden Evolution diese Prozesse so optimiert, dass er hierfür nicht unglaublich viel Energie aufbringen muss. Erst wenn die Fettreserven ein kritisch niedriges Level erreichen, also bei starkem Untergewicht, fährt der Körper die Energie zurück. Häufig liest oder hört man auch, dass man in einer Diät nicht weniger als 1.000 (oder 1.200 oder welche Zahl auch immer) Kalorien essen sollte, weil der Körper sonst in den “Hungermodus” übergeht. Er lagert dann sofort alles ein, was er bekommen kann und man nimmt unweigerlich wieder zu. Vollkommener Schwachsinn!
Warum funktionieren Diäten am Anfang immer besser?
Wenn Menschen eine Diät machen und diese nach einer bestimmten Zeit nicht mehr so gut funktioniert, wie noch am Anfang, dann liegt das nicht am Stoffwechsel, sondern am niedrigeren Grundumsatz, der mit einem Gewichtsverlust immer einhergeht. Ein größerer/schwererer Körper verbraucht logischerweise mehr Energie als ein kleinerer/leichterer Körper. Das Kaloriendefizit wird also innerhalb einer Diät automatisch mit der Zeit geringer. Um im selben Tempo wie vorher weiter abzunehmen, müsste man entweder seine Aktivität erhöhen oder die Kalorien verringern.
Am Ende des Tages entscheidet einzig und allein die Kalorienbilanz über Gewichtszu- oder abnahme. Der eingeschlafene oder gar kaputte Stoffwechsel ist meist einfach nur eine Ausrede.
Stoffwechselerkrankungen
Und abschließend noch kurz zu Stoffwechselerkrankungen: Laut einer Studie aus 2013 macht eine leichte Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse lediglich 15 % aus. Dies entspricht bei einer Person, die einen Ruheverbrauch von 1.500 Kalorien hat, bei einer Unterfunktion einen geringeren Verbrauch von 112,5 Kalorien. Bei einer Person, die eine Überfunktion hat, einen höheren Verbrauch von 112,5 Kalorien am Tag. Es gibt auch schlimmere Formen von Stoffwechselerkrankungen, allerdings ist dann der Kalorienverbrauch eher das geringere Problem, weil hier meist deutliche Funktionsstörungen der Organe dazu kommen.