Superfoods hier, Superfoods da…überall sieht, liest, hört man von diesen Wundermitteln, die uns gesünder, schöner, schlauer und langlebiger machen sollen. Doch was steckt dahinter? Warum tauchen diese grandiosen Zaubermittel jetzt erst auf? Wo waren sie all die Jahre?
Eine offizielle Definition, was eigentlich ein sog. „Superfood“ ist, gibt es im Prinzip nicht. Nimmt man von allen gängigen Beschreibungen die Kernaussagen und bildet damit einen grammatikalisch korrekten Satz, ergibt sich folgende Möglichkeit:
Besitzt ein Lebensmittel eine besondere Dichte an essentiellen (Mikro-)Nährstoffen pro Kilokalorie und wirkt sich nachweislich positiv auf die menschliche Gesundheit aus, spricht man von einem Superfood.
Nun stellt sich für mich die Frage, was genau ist denn eine „besondere Dichte“ und was genau bedeutet „nachweislich positiv“? Für diese Eigenschaften gibt es keine sinnvollen Maßstäbe, was bedeutet, dass der Begriff „Superfood“ keine Wissenschaft, sondern Werbung ist.
Häufig werden Lebensmittel zum Superfood deklariert und ordentlich gepusht wenn in Studien, mit oftmals fragwürdigen Studiendesign, irgendwelche Wirkungen erkennbar sind, die sich positiv auf eine Bekämpfung von Krebszellen, einer Beschleunigung der Fettverbrennung oder einer Verlängerung der Lebenserwartung, auswirken.
Positiv hervorzuheben ist in jedem Fall, dass es sich um Lebensmittel natürlichen Ursprungs handelt, also solche, die nicht industriell weiterverarbeitet wurden. Größtenteils Früchte, Gemüse, Nüsse, Getreidesorten und Wurzeln.
Die wohl bekanntesten Vertreter sind: Chiasamen, Aroniabeere, Chlorella, Matcha-Tee, Moringa, Acaibeere, Weizengras, Quinoa, Hanf, Gojibeere, Gerstengras.
Was ist also von Superfoods zu halten? Ist der Hype gerechtfertigt?
Die Marketing-Maschinerie feuert aus allen Kanonen, nur sollten wir uns davon nicht verrückt machen lassen. Die derzeitige Studienlage zu diesem Thema ist sehr dünn und stützt sich größtenteils auf Versuche mit Ratten, mit Einzellern und auf Studien mit fragwürdigen Dosierungen.
Der Begriff Superfood ist aus meiner Sicht eher als ein „Marketing-Gag“, mit dem exotische Lebensmittel, verpackt in einer Geschichte über ihre Wunderwirkungen, teuer verkauft werden können, anzusehen. Da Wunder grundsätzlich relativ selten vorkommen, sollte man Dinge, die anhand dieses Begriffs verkauft werden, sowieso besonders kritisch sehen und hinterfragen.
Zu vielen der exotischen Superfoods gibt es heimische Konkurrenten zu normalen Preisen. Nachfolgend einige Alternativen mit einer ähnlichen Nährstoffzusammensetzung wie die „originalen“ Superfoods:
Chiasamen – Leinsamen
Gojibeere – Hagebutte / schwarze Johannisbeere
Quinoa – Hirse / Dinkel / Grünkern
Acai-Beere – Heidelbeere / Sauerkirsche
Weizengras – grünes Gemüse (Brokkoli / Grünkohl)
Matcha-Tee – Grüntee
Der heimische Grünkohl wird übrigens derzeit in New York City als Superfood gehypt 😉
Die aufgeführten Lebensmittel decken im Übrigen nur einen kleinen Teil davon ab, was sonst noch alles als Superfood bezeichnet wird. Ebenfalls dazu zählen Löwenzahn, Brennnessel, Spinat, Spirulina, Weißkohl, Rettich, Sauerkraut, Mandeln, Walnüsse, Kürbiskerne, Papaya, Ingwer, Avocado, Oregano …und so weiter. Die Liste ist nicht annähernd vollständig und da muss sich einem doch nahezu folgender Gedanke aufdrängen: WENN ALLES SUPERFOOD IST, IST IM PRINZIP NICHTS SUPERFOOD!
Sehr, sehr schö aufgedeckt! Vielen Dank dafür. Im Übrigen glaube ich selbst an “Superfood”: es ist jeweils das, was mir aktuell gerade schmeckt! 😉